Breakout Interview

"TheGrand Design" ist unzweifelhaft ein großer Wurf geworden. Auch die Plattenfirma (Massacre Records) hat ordentlich in euch investiert, wenn man bedenkt, dass keine Kosten und Mühen gescheut worden sind, dieses Werk fertigzustellen. Robbie Valentine hat u.a. Background gesungen, Dennis Ward ebenfalls und Karl Groom (Threshold) zeichnet für den End-Mix verantwortlich.

Erst mal danke für die netten Worte und schön, daß Dir das Album so gut gefällt. Die, die allerdings keine Kosten und Mühen gescheut haben waren wir selbst. In der heutigen Zeit bekommst Du von der Plattenfirma einen Vorschuß auf Deine Verkäufe, mit denen du dann die Produktion, die Fotos, das Artwork, also so gut wie alles bezahlst. Das heißt, daß die Band eine komplette Produktion selbst finanziert. Die Zeiten, wo dir Plattenfirmen eine Ablöse für das fertige Masterband bezahlt haben und du trotzdem ab der ersten verkauften CD mitverdient hast, sind leider längst vorbei.

Aber letztendlich geht es noch immer um Musik und um Verwirklichen von Ideen und Visionen und mit Leuten dieses Kalibers zusammenarbeiten zu können ist einfach klasse. Und das wird auch in Zukunft so sein.

Wie war das Studio-Erlebnis mit den genannten Musikern?

Bei Dennis lief es so ab, daß ich ihm die einzelnen Chorstimmen mit Pilotvocals geschickt habe und er dann die Chöre alleine in seinem Studio produzierte. Bei Dennis wußten wir auch genau was wir kriegen. Er hat einfach eine fantastische Stimme und seine Chöre harmonieren wunderbar mit Sabines Lead Vocals.

Mit Robby produzierte ich die Chöre gemeinsam bei ihm in seinem Studio in Holland. Ich packte meinen Computer ins Auto und fuhr zu ihm rauf und machte noch einen Halt beim United Forces of Rock Festival um die genialen Pride of Lions zu sehen, aber das nur am Rande. Robby ist seit langem einer meiner absoluten Lieblingsmusiker und ich halte ihn für einen der genialsten Komponisten, die die Rockwelt je gesehen hat. Mit ihm zu arbeiten war schon etwas ganz Besonderes. Da ich genau den Effekt seiner Multichorarrangements haben wollte, gab ich ihm da auch nur die eigentliche Melodielinie der Chöre vor. Was dann rauskam ist schon mehr als beeindruckend und was seine Fähigkeiten am Klavier betrifft, da bleibt dir einfach nur mehr der Mund offenstehen.

Karl kenne ich jetzt auch schon mehr als 10 Jahre und sowohl Sabine als auch ich sind riesige Threshold Fans. Und da es an der Zeit war auch im Produktionstechnischen etwas zu verändern, war es für mich klar die Platte von ihm abmischen zu lassen. Zudem half mir Karl schon im Vorfeld der Produktion den bestmöglichen Gitarrensound aufs Band zu bekommen. Da wir ziemlich das gleiche Equipment spielen, war das dann auch relativ einfach.

Auch mit ihm war es eine echte Freude zusammenzuarbeiten, außerdem sind wir beide totale Formel 1 Freaks.

Spürst du nun richtigen Erfolgsdruck? Denn sicher werden Massacre Records auch Verkaufszahlen sehen wollen....

Erfolgsdruck ? Nein, denn wir haben unsere Arbeit am Album ja schon beendet, jetzt liegt es an der Plattenfirma was damit passiert und was Verkaufszahlen betrifft, die wollen wir mit Sicherheit beide sehen.

Beschreitet ihr nun den Weg der prominenten Rockstars, wie siehst Du das persönlich, ist das ein Weg, wie Du ihn von Anfang Deiner Karriere an gehen wolltest?

Ich denke, daß wir eine ganz natürliche musikalische Entwicklung gegangen sind, ohne uns jemals an irgendwelche Trends angebiedert zu haben. Musikalisch jederzeit das machen zu können was einem in den Sinn kommt ist sicherlich eine der wichtigsten Faktoren dabei. Da man sich als Mensch so wie als Musiker und Komponist immer weiterentwickelt, sollte die Musik den selben Prozess durchlaufen.

Ihr habt euren eigenen Stil gefunden, keine Frage. Dennoch hört man einige Einflüsse heraus. Ich persönlich empfinde es so, dass man alte Bombast-Rock-Heroen wie Queen und Styx spüren kann. Ist das gewollt oder Zufall?

Dass Du Queen heraushörst liegt ganz klar an Robbys Chören. Er ist persönlich großer Queen-Fan, hat meiner Meinung nach aber das was Queen erfunden haben in punkto Chorarrangements noch ein ganzes Stück weiter ausgebaut und längst seinen eigenen Stil gefunden. Es steckt also weit mehr dahinter, denn Queen an sich kannst du sowieso nicht kopieren, da Freddie einzigartig war. Mit Styx bin ich bis jetzt eigentlich weniger in Berührung gekommen auch wenn ich mir vor kurzem mal einige CD´s angehört habe und sie mir größtenteils gut gefielen. Aber wenn Du gerade Bombast Rock Heroen ansprichst. Natürlich stehe ich total auf diese Musik. Magnum, Survivor, Asia, Boston, Rush in ihrer 80er Jahr Phase, alte Uriah Heep mit David Byron, Mandalaband (kennt die noch wer ?) das ist einfach großartige, zeitlose Musik.

Noch vor dem Album selbst kommt eine Cover-Single heraus, "For Your Eyes Only", das seinerzeit von Sheena Easton eingesungen wurde und Thema eines Bond-Streifens war. Meiner Meinung nach eine passende Wahl, denn epische Bond-Themen passen in euren Sound.

Ja, das denke ich auch, obwohl das glaube ich der einzige Bondtitelsong ist, bei dem das klassische Bondthema nicht vorkommt. Es ist auch unsere erste Coverversion überhaupt. Mir war immer klar, wenn wir schon eine Coverversion machen, dann sollte die nachher auch nach Edenbridge klingen und ich denke das ist uns ganz gut gelungen.

Warum ist das Stück nicht auf "The Grand Design" enthalten? Und wie seid ihr auf diesen Cover-Song gekommen?

Er hätte einfach nicht in das Konzept des Albums gepasst. Und so ist die Single wirklich ein Anreiz für den Fan, da es den Song in 2 Versionen eben nur auf der Single gibt. Da ich großer Bond Fan bin, speziell die Filme mit Roger Moore, spielte ich schon länger mit dem Gedanken, mal einen Titelsong zu covern. Also hörte ich mir mal wieder den Bondsampler mit sämtlichen Titelsongs an und schlußendlich entschied ich mich für "For your eyes only". Ich transponierte den Song noch um einen Halbton nach oben, nämlich von G nach As und so bekam er auch eine ganz andere Atmosphäre, die ihn auch dann deutlich vom Original unterscheidet, auch wenn das vielleicht beim ersten Blick gar nicht so ersichtlich ist, spätestens aber durch den Einsatz der Gitarren (haha).

Musikalisch habt ihr wieder unter Beweis gestellt, was ihr drauf habt. Wollen wir zunächst auch mit der Aufarbeitung der Musik beginnen. Abwechslungsreich ist die Scheibe geworden. Mir gefällt besonders das zehnminütige Titelstück, in dem ihr alle Register eures Könnens zeigt. War es so gedacht, dass "The Grand Design" als eine Art Herzstück des Albums funktionieren soll?

Ja, auf jeden Fall. Der Albumtitel kristallisierte sich auch relativ schnell heraus und kurze Zeit später entstand der Titelsong, der mich alleine über einen Monat auf Trab hielt, was die Arrangements betrifft. Es war auf jeden Fall der aufwändigste Song den ich je geschrieben habe und er steht für alles was Edenbridge ausmacht. Von bombastischen Chören, über melancholische Akustikparts, Heavy Riffing, ausgedehnter Soloparts bis hin zu stilfremden Elementen aus Klassik, World Music und sogar Swing/Bigband-Harmonien wie im Endteil mit seinen untypischen Akkorden findet man hier alles.

Wie bist Du auf den instrumentalen Teil gekommen, in dem Melodien verschiedener Völker eingebaut sind?

Es stellte sich schnell heraus, daß man den Titel "The Grand Design" in dem es um den Anfang und das Ende der Erde geht, auch musikalisch umsetzen muß. So entstanden ganz natürlich ein mediterraner Part mit Bouzuki, Mandoline und Violine, ein asiatischer mit Pipa, Koto, Shamisen und Taiko Drum und dann ein Flamenco Part, alle verbunden durch bombastische Choreinschübe. Ich habe eine Menge dieser Instrumente zu Hause stehen und kann sie natürlich auch spielen. Sie sind ja auch schon auf unseren Vorgängeralben in Erscheinung getreten, nur noch nie so extrem und gebündelt wie in diesem Song. Gerade das macht ja auch letztlich den Reiz aus Musik zu komponieren, wenn du plötzlich Dinge hörst und wahrnimmst, die du nicht erwartet hättest. Alles andere würde mich langweilen.

Ganz das Gegenstück dazu ist der Song "On Top Of The World". Das klingt für mich, als ob Abba Richtung Heavy Metal gehen. Es ist eingängig und leicht und ich finde, es steht euch hervorragend zu Gesicht. Werdet ihr nun auch ab und an mal was Poppiges bringen? Das erfordert sicher auch etwas Mut ?

Abba sind die wohl großartigste Popband aller Zeiten und ich bin als Kind mit deren Musik aufgewachsen. Aber sie nur auf Pop zu reduzieren wäre ein Fehler. Hör Dir nur mal einen Song wie "I`m a marionette" an, das ist fast schon Progressive Rock mit diesen schrägen Harmonien. Die letzten 5 Platten die sie von 76 bis 81 gemacht haben bestehen praktisch ausschließlich aus Hits. Tatsächlich kann man nicht wegleugnen, daß der Pre-Chorus von "On top of the world" ein wenig von Abba beeinflußt ist. Das ist das was ich zuerst auch meinte. Die Freiheit zu haben einen AOR Song wie diesen zu machen, auch weil er vom textlichen hervorragend ins Konzept passt. Auch wenn das jetzt von der strengen humorlosen Heavy Metal Sittenpolizei kritisiert wird. Aber so was ist mir mittlerweile sowieso egal, denn durch so eine Sichtweise limitiert sich eine Szene nur selbst.

Welches Stück magst Du am liebsten?

Ganz klar den Titelsong, weil er so wie kein anderer alle Seiten der Band repräsentiert. Letztendlich hat man aber zu jedem Song als Komponist eine spezielle Beziehung.

Kommen wir zu den Texten, die euch ja auch immer sehr am Herzen liegen: "The Grand Design" scheint mir ein Konzept zu haben, das auf dem Leben auf unserem Planeten basiert ("Terra Nova", "On Top Of The World", "The Most Beautiful Place", "The Grand Design"). Erzähl mir ein wenig darüber!

Im Falle von "The Grand Design" war es relativ klar, daß sich der Titelsong mit dem Thema Schöpfung aber auch Zerstörung der Erde befasst. Diesen Makrokosmos wollte ich dann aber bei den anderen Songs in einem Mikrokosmos weiterführen, nämlich das Leben eines Einzelnen, das Alpha und Omega, der Anfang und das Ende und die Gefühlsebenen dazwischen. "Terra Nova", der Opener ist hier das Bindeglied zwischen beiden Kosmen. Die Geburt. Das zieht sich dann über Leidenschaft (Flame of passion), Liebe (Evermore), Sehnsucht nach einem geliebten Ort (The most beautiful place), Schmerz einer Trennung (See you fading afar), Gefühl der Unzerstörbarkeit (On top of the world) bis zum Tod (Taken away) und geht auf im Titeltrack "The Grand Design".

Dazupasst das tolle Cover, das (in blauen Tönen gehalten) Himmel, Berge, Pflanzen, Vögel und Menschen zeigt. Was steckt dahinter und wer hat es gestaltet?

Ich finde das Cover auch sehr gelungen. Es stammt wieder von Thomas Ewerhard mit dem wir seit unserer Live-CD "A Livetime in Eden" zusammenarbeiten. Dieses Mal war es so, daß wir anfangs überhaupt keine Idee hatten, denn der Titel lässt ja so viele Interpretationen und Möglichkeiten zu. Also sagten wir Thomas mehr oder minder, mach mal (haha). Und dann entwickelte sich relativ schnell ein Konzept. Es war ein wunderbarer Brainstorming Prozess, der schließlich zu diesem Ergebnis führte. So wie das Konzept auf dem Album, sind auch auf dem Cover 2 Handlungsebenen präsent. Das Auge des Schöpfers als zentraler Mittelpunkt eingebettet in das Omega und der Säugling und der alte Mann verschwommen im Himmel. Das Konzept zieht sich auch wunderbar durch das 20 seitige Booklet des Digibooks, das als limitierte Erstauflage erscheinen wird.

Bei aller Lobhudelei muss auch ein wenig Kritik sein: Als Bonustrack verkauft die Plattenfirma dem Käufer das abschließende Instrumental "Empire Of The Sun". Und das bei einer sonstigen Netto-Spielzeit von 40 Minuten. Und, mit Verlauf, so prickelnd notwendig erscheint mir das Instrumental wirklich nicht. Kannst Du meine Kritik verstehen und diese Politik erklären?

Es stimmt daß unser neues Album etwas kürzer ist als die in der Vergangenheit, aber so etwas plane ich nicht im Voraus, das hat sich einfach so ergeben. Für die limited edition wollen die Labels halt immer zusätzliche Bonussongs und die Japaner hätten dann gerne einen anderen und so weiter. Das ist einfach Labelpolitik um bessere Absatzzahlen zu erreichen, was ich natürlich verstehen kann. Da es wenig Sinn gemacht hätte einen zusätzlichen Song mit Vocals auf das Album zu packen, der dann auf der normalen Version gefehlt hätte, quasi das Konzept zerrissen hätte, habe ich mich entschieden ein Gitarreninstrumental draufzupacken. Ich denke, es lässt das Album schön ausklingen. Und mit dem Bonustrack sind es ja fast 50 Minuten, was ich für absolut okay finde, wenn man bedenkt, daß im Vinylzeitalter die Alben gerade mal 35 Minuten lang waren.

Eure Sängerin Sabine Edelsbacher singt immer abwechslungsreicher. War das auch ein Ziel der neuen Aufnahmen?

Absolut! Sabine ist ständig damit beschäftigt ihre Stimme weiter zu verbessern. Sie hatte dafür allerdings immer schon einen etwas unkonvetionellen Zugang. Auch in ihren Workshops lehrt sie eher die Stimmbefreiung über Körper-Geist und Seele, als eine spezielle Technik. So arbeitet sie viel über den Körper, macht Bewußtseinsarbeit und Meditation. Dadurch kommt sie auch nicht so leicht in Gefahr sich eine Technik anzueignen, die möglicherweise ihren persönlichen Ausdruck überdecken könnte. Das ist wohl auch der Grund, dass sie eine unverwechselbare Stimme hat, die Menschen tief berühren kann.

Um diese Natürlichkeit auch bestmöglich rüberzubringen, ist allerdings die technische Seite in Bezug auf Mikrofone extrem wichtig.

Wir testeten eine Menge Mikrofone um das optimale für ihre Stimme zu finden. Mit dem Brauner VM1 wurden wir dann auch fündig, und dieses Wunderding bringt ihre Stimme wirklich 1:1 rüber.

Für den Herbst ist eine Headliner-Tour durch Europa geplant. Weißt Du schon, ob es in größere Hallen als früher gehen wird? Wen würdest Du persönlich gerne als Support oder auch Co-Headliner sehen?

Da kann ich Dir leider noch nichts Genaueres sagen, da sich das Ganze noch in der frühen Planungsphase befindet. Wir spielen jetzt erstmals einige Festivals im Sommer, darunter ein Stadionfestival in Oslo sowie als Co-Headliner auf dem Nebelmoor Festival in Ostfriesland. Desweiteren sind einige Dates in England geplant, wo unsere Fanbase immer größer wird, zudem ist unser Fanclubmanager von dort und der leistet einen sagenhaften Job. Ich denke, daß ein Female Vocals Package für Europa Sinn machen würde. In Zeiten von immer stärker zurückgehenden Besucherzahlen auf Konzerten sollte man die Synergien so gut wie möglich bündeln.